Still ruht er an diesem nasskalten Morgen, der Sandforther See. Einige Angler haben sich bereits rund um das Vereinsheim eingefunden, richten die Angeln, bereiten sich auf ihr Hobby vor. Einige Meter weiter haben Mitglieder der DLRG Ortsgruppe Gütersloh Stellung bezogen. Die einen westlich des Sees, nahe der Dahlbreede. Die anderen am gegenüberliegenden Ufer. Ihr Vorhaben: eine stählerne Plattform unter Wasser zu »versenken«. Für die 14 Mitglieder der Einsatztaucher durchaus nicht nur Hobby, sondern eine hervorragende Gelegenheit, wichtige Handgriffe zu üben, die später helfen, Leben zu retten.
Es hat sie für ihre Übungen bereits quer durch die Bundesrepublik gezogen, die Einsatztaucher der DLRG Ortsgruppe Gütersloh. Dass sie nun so heimatnah am Sandforther See die Gelegenheit haben, eine wichtige Übung umzusetzen - die Mitglieder sind dem Anglerverein, zu dem es seit Jahren freundschaftliche Beziehungen gibt, äußerst dankbar.
„Das ist ein Entgegenkommen par excellence”, bringt es Hans-Jürgen Körner, der Tauchwart und Taucheinsatzführer der Ortsgruppe, auf den Punkt. Ein Novum sei es, „dass wir etwas versenken und installieren dürfen. Das sind”, erklärt er, „Unterwasserarbeiten, die wir üben müssen.”
Darauf achten, dass die Werkzeuge immer um den Hals gehängt sind. Dass alle Schrauben sich in einem Kästchen wiederfinden. „Das muss man immer wieder üben, damit man unter Wasser daran denkt”, erläutert der 69-Jährige. Denn was im Schlick verschwindet, lässt sich im Ernstfall unter Umständen nicht mehr wiederfinden.
Bereits am Vortag wurde die Stelle ausgewählt, an der die Plattform installiert werden soll, wurden unter Wasser Markierungen angebracht, eine rote Boje befestigt. An diesem Samstag nun gilt es, das drei Meter mal ein Meter fünfzig große Gerüst Stück für Stück in acht Metern Tiefe zusammenzusetzen. Neun Waschbetonplatten, Gitterroste, Querstreben, Schrauben und Muttern.
Genau haben die DLRG-ler überlegt, wo die geeignetste Stelle ist, am Sandforther See das Boot zu Wasser zu lassen und sich für das Ufer an der Dahlbreede entschieden. Paddelnd bewegt sich die Besatzung auf die Kameraden zu, damit das Boot mit den ersten Materialien beladen werden kann, damit die Sicherungsseile ihren Weg finden.
Taucher müssen Kondition haben und ständig trainieren
Odo Lütje, Christian Geretzky, Stefan Wullenkord, Jörg Schütze sowie Susan Gottwald und Mark Richards schlüpfen in die Neoprenanzüge, die mehr als 40 Kilogramm schweren Pressluft-Flaschen auf den Rücken geschnallt, um die Arbeiten unter Wasser durchzuführen. Auch Katja Paravicini hat sich ihre Ausrüstung angezogen. Und die Unterwasserkamera startklar gemacht, mit der sie die Übung in Film und Bild festhalten wird.
Wie viel Luft den Tauchern zur Verfügung steht? „Das sind Zwölf-Liter-Geräte mit 200 Bar”, erläutert Uwe Spiekermann, der vom Ufer aus das Geschehen verfolgt. Wie lange ein Taucher damit auskommen kann? „Das hängt vom Anstrengungsgrad und der Tiefe ab”, führt er aus. „Eine Dreiviertelstunde bis Stunde”, schätzt er. Wie wichtig es ist, Kondition zu haben und diese zu trainieren, betont er. „Beim Strömungstauchen in der Weser zum Beispiel muss man schon ganz gewaltig keulen.” Im Sandforther See sorgt eher die Sicht für Probleme. Generell gilt: „Das oberste Gebot ist, die eigenen Leute nicht zu gefährden”, so Spiekermann.
Anfang der 1970er Jahre fanden sich die ersten Rettungsschwimmer in Gütersloh zusammen. Seit 40 Jahren besteht nun die Gruppe der Rettungstaucher. Seit gut 25 Jahren fungiert Hans-Jürgen Körner als Tauchwart der Einsatztaucher, wie sich die Gruppe heute offiziell nennt. „Bei akuten Einsätzen werden wir in Zusammenarbeit mit der Gütersloher Feuerwehr und der Kreisleitstelle koordiniert”, erläutert er. Im Bereich des Katastrophenschutzes sind die Gütersloher Einsatztaucher überregional im Wasserrettungszug Zwei des Regierungsbezirkes Detmold angegliedert.
Vor gut einem Jahr kamen sie zum Einsatz, als es galt, ein Auto aus dem See zu bergen. Nun waren sie erneut vor Ort, um eine Plattform in ihm zu installieren. Was damit geschieht? „ Die werden wir für das Training nutzen, etwa für Partner- oder Balance-Übungen”, erzählt Hans-Jürgen Körner. Das Verschrauben von Rohrverbindungen werden die Einsatztaucher hier künftig üben. Damit jeder Handgriff sitzt, wenn es wirklich einmal zum Ernstfall kommt. (Alexander Heim)
↧