Steinhagen. Ein bisschen spannend darf man es schon machen, mag sich Bürgermeister Klaus Besser gedacht haben, als er über den passenden Zeitpunkt nachdachte, das Wahlvolk über das Datum der nächsten Bürgermeisterwahl zu informieren. Zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes am Freitag will er seine Entscheidung kundtun. Dass Weihnachtsmarkt-Organisatorin Renate Kampmann die Veranstaltung zur politikfreien Zone erklärt hat, zählt nicht.
Gewählt ist der Bürgermeister bis zum 20. Oktober 2015. Doch nachdem der NRW-Landtag beschlossen hat, die erst 2007 vorgenommene Entkoppelung von Rats- und Bürgermeisterwahl wieder zurückzunehmen, machen viele Stadt- und Gemeindeoberhäupter den Weg frei, um eine Zusammenlegung der beiden Wahlen möglichst schnell zu erreichen. Das spart Geld und organisatorischen Aufwand. Außerdem könnte es positive Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung haben. Dazu müssen die Bürgermeister und Landräte ihre Amtszeit allerdings um mehr als ein Jahr verkürzen, um sich bereits bei der Kommunalwahl im kommenden Mai zur Wahl zu stellen.
Die meisten Bürgermeister in der Region haben sich bereits entschieden. In Bielefeld etwa wird am 25. Mai nicht nur der neue Stadtrat gewählt, sondern auch der Oberbürgermeister. Amtsinhaber Pit Clausen (SPD)
hat den Weg für die Zusammenlegung der beiden Wahlen freigemacht. Ebenso halten es Halles Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann (SPD), ihr Versmolder Amtskollege Thorsten Klute (SPD)
und Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU). Ihre Wahlperiode nicht verkürzen werden Klemens Keller (parteilos, Borgholzhausen), Maria Unger (SPD, Gütersloh) und Jürgen Lohmann (CDU, Herzebrock-Clarholz). Besser und Marion Weike (SPD, Werther) sind die letzten im Kreis Gütersloh, die sich am Freitag noch äußern müssen.
Dass sich Klaus Besser („Für den Ruhestand bin ich noch zu jung”) erneut zur Wahl stellen wird, hat er bereits mehrfach bekräftigt. Ob er dies bereits im kommenden Jahr tun wird, verrät er erst am Freitag. Bis dahin hüllt sich Besser in Schweigen.
Verdächtig still ist es auch im Steinhagener Oppositionslager. „Wir warten ab, was der Bürgermeister am Freitag mitteilt”, hält sich CDU-Vorsitzender Dirk Lehmann auf HK-Anfrage bedeckt. Gibt aber zu bedenken: „Natürlich wäre das ein ganz anderes Spiel, wenn er erst 2015 antritt . . .” Was Lehmann meint: Sollte Bürgermeister Besser zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes die Bürgermeisterwahl für Mai kommenden Jahres ausrufen, blieben einem Gegenkandidaten gerade mal sechs Monate Zeit, um sich bei den Bürgern beliebt zu machen. Kein einfaches Unterfangen für einen Herausforderer.
Zumal es die Kandidaten, die in der Vergangenheit gegen Klaus Besser angetreten sind, nie leicht hatten. Mit Unbehagen mag sich die CDU an 2009 erinnern. Da sprang CDU und FDP die gemeinsame Kandidatin Inga Dransfeld-Haase bereits nach wenigen Wochen aus beruflichen Grünen ab. Anstelle der Juristin kämpfte dann Steuerberater Detlef Temme ums Bürgermeisteramt, erhielt am Wahltag aber nur 25,85 Prozent der Stimmen, während Klaus Besser mit 74,14 Prozent das bestes Ergebnis seiner Amtszeit einfuhr. Fünf Jahre zuvor war CDU-Kandidatin Andrea Waschbüsch-Altmeyer gescheitert, hatte jedoch noch 34,72 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können (Klaus Besser 65,28 Prozent).
Wie die CDU auf Bessers Ansage reagiert, will sie frühestens auch am Freitag bekanntgeben. (Frank Jasper)
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