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König der Anträge im Sozialstaats-Dschungel

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Anderthalb Jahre hatten sich die Ensemble-Mitglieder auf ihren großen Auftritt vorbereitet. Allein die Auswahl des Stücks dauerte eine ganze Weile. „Wir haben bestimmt 20 gelesen, bevor wir uns für »Ewig rauschen die Gelder« entschieden haben”, berichtete Regisseurin Ulrike Laubinger. Nicht nur, dass genügend Rollen für die Darsteller zur Verfügung stehen sollten. „Der Stoff musste auch einen aktuellen Bezug haben”, erklärt Ulrike Laubinger. Nach dem Jobverlust erwacht die Kreativität Und den hat es allemal, denn Hauptfigur Eric Swan ereilt das Schicksal, dass er mit zahlreichen Betroffenen teilt: Er wird wegrationalisiert oder freigesetzt, wie es heutzutage im Managersprech heißt. Allein: Ihm fehlt der Mut, es seiner Angetrauten zu sagen. Also fährt er seit zwei Jahren jeden Morgen mit seiner Gattin in der U-Bahn. Angeblich ist seine Arbeitsstelle das Ziel, doch er tritt immer gleich die Rückfahrt an, wenn Linda ausgestiegen ist. Was Eric Swan an Mut fehlt, macht er allerdings durch Kreativität wieder wett: Er ist Profi darin geworden, für einige reale Personen in seinem Umfeld und einer Menge erfundenen noch dazu, Anträge auf Sozialunterstützung zu stellen. Und bewilligt zu bekommen: „Das geht so einfach, das ist wie ein Schneeballsystem”, bilanziert Swan, als er seinem Untermieter Norman Bassett die Wahrheit gestehen muss. Denn gerade als sich Eric dazu entschlossen hat, seine Bezugsquellen um einige Personen zu reduzieren, bekommt er Hausbesuch. Eine Mitarbeiterin des Sozialamts steht vor der Tür, um doch einmal nachzuschauen, ob es an der von Eric angegebenen Adresse tatsächlich nur so von Bedürftigen wimmelt. Als dann noch eine engagierte Familienhelferin auftaucht, die nach dem Rechten sehen will, ist das Chaos perfekt und der Verwechslung Tür und Tor geöffnet. Gaunerei wird zusehends zum anstrengenden Nervenspiel Eric muss mit so vielen Bällen jonglieren, dass dieser Job genauso anstrengend ist, als wenn er noch offiziell in Lohn und Brot stünde. Für die Leiterin des Sozialamtsaußendienstes, die am Schluss auch noch auftaucht, der Beweis, dass er sowohl einfallsreich als auch stressresistent ist. Die Dame ist davon so beeindruckt, dass sie Eric einen neuen Job anbietet: Nämlich als Sozialamt-Außendienstmitarbeiter. Schließlich kennt er alle Kniffs und Tricks. Dem Steinhagener Detlef Temme als Eric Swan machte seine Rolle mindestens ebenso viel Spaß wie dem Publikum. Seinen überforderten Untermieter Norman Bassett, wunderbar gespielt von Uwe Jessen, schlossen die Besucher genauso ins Herz wie das gesamte Ensemble, das eine tolle Leistung bot. Für »triBühne« war es nach Vorstellungen in Gütersloh und Versmold der fünfte Auftritt mit »Cash«. Wie an allen anderen Orten spielte die Gruppe für den guten Zweck. In Steinhagen war der Erlös für die Helmut-Helling-Stiftung bestimmt, die das Geld in der evangelischen Kirchengemeinde in den Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit, der Kirchenmusik und für diakonische Aufgaben verwendet. Das Ensemble »triBühne« führt am 15. Februar, 18 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus Ringstraße in Rheda zum letzten Mal die turbulente Farce aus der Feder von Cooney auf. Danach startet die Gruppe, die im Jahr 2000 gegründet wurde, die Vorbereitungen auf ein neues Stück.

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