Wer damals das ehemalige Schulgebäude in Obersteinhagen betrat, fand sich in Steinhagens Variante der Villa Kunterbunt wieder. Der Zahn der Zeit hatte an dem Gebäude deutliche Spuren hinterlassen, doch die vielen kreativen Ergebnisse aus unzähligen Projekten und Kursen der Jugendeinrichtung, die überall hingen, verliehen dem Haus einen gewissen Charme.
„In den ersten zwei Jahren herrschte im neuen Haus der Jugend ein etwas steriles Gefühl. Das wurde uns auch von den Besuchern bestätigt, die mit uns umgezogen waren”, erinnert sich Roland Egert. Doch nach und nach eroberten Mitarbeiter und Kinder das neue Gebäude. „Wir haben farbliche Akzente gesetzt, und auch draußen rund um das Gebäude ist viel passiert”, berichtet der »Checkpoint«-Mitarbeiter.
Die Vorteile am neuen Standort liegen auf der Hand: Das Haus liegt näher am Ortskern, besser noch: Es befindet sich in direkter Nachbarschaft zu Schulen und Sportstätten. „Für die Kinder ist es jetzt viel leichter, uns zu erreichen”, sagt Thomas Voßberg-Schimanski, der im Mai 2008 die Leitung der Einrichtung übernommen hat.
»Wir müssen immer am Puls der Zeit bleiben«
850 000 Euro hatte der Bau gekostet. 750 000 Euro zahlte die Gemeinde, 100 000 Euro kamen vom Kreis. Dass die AWO weiterhin das Haus der Jugend mit Leben füllt, war schnell ausgemachte Sache. Dass der Name »Checkpoint« bleibt, ebenfalls. Mit seiner asymmetrischen Fassadenstruktur ist das Haus der Jugend ein architektonischer Wurf, der die Blicke auf sich zieht. Die großen Glasfronten im Eingangsbereich sorgen für reichlich Tageslicht und symbolisieren gleichsam Transparenz und Offenheit.
In den vergangenen zehn Jahren fand hier vieles statt, was in der Jugendkultur gerade angesagt war. 2006 etwa konnten die Besucher an einem Hip-Hop-Tanzprojekt teilnehmen. In den Jahren 2007 und 2008 führte das »Checkpoint« Pokerturniere durch. „Das kam in der Öffentlichkeit nicht überall gut an, weil Bedenkenträger sofort an Glücksspiel dachten”, erinnert sich Roland Egert.
Auch die Graffiti-Kurse stießen nicht automatisch auf Gegenliebe. Das Haus der Jugend hielt Kritik aus und orientierte sich zuallererst an den Lebensgewohnheiten der jugendlichen Klientel. „Mit unserem Graffiti-Angebot wollten wir eine legale Möglichkeit anbieten, sich kreativ auszutoben”, betont Roland Egert, und natürlich liefen die Pokerturniere ohne Geldeinsatz ab.
Als Geocaching, eine Art digitale Schnitzeljagd, zum Freizeit-Hit avancierte, griff das Haus der Jugend auch diesen Trend auf und machte den jungen Steinhagenern ein entsprechendes Angebot. Theaterworkshops, In- lineskater-Kurse und Filmprojekte gehören bis heute zum Standard. „Außerdem haben wir ein Jahr nach dem Umzug wieder damit begonnen, Ferienspiele zu organisieren. Die ersten liefen unter dem Motto »Die Piraten sind los«”, hat Roland Egert recherchiert. 2009 wurde in Steinhagen eine 30-Stunden-Stelle für aufsuchende Jugendarbeit installiert, die eng mit dem Haus der Jugend vernetzt ist.
Was die Zukunft dem »Checkpoint« bescheren wird, bleibt abzuwarten. „In unseren Hausversammlungen fragen wir bei den Besuchern gezielt nach, was sie sich wünschen. Die Kinder sollen an der Programmgestaltung partizipieren”, sagt Thomas Voßberg-Schimanski. Und Roland Egert ergänzt: „Eines ist sicher: Wir müssen immer am Puls der Zeit bleiben.”
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