Von Jonas Damme
Steinhagen. Mehr als zwei Stunden lang brachten Geschäftsinhaber und Anwohner des Marktes am Donnerstagabend im Ratssaal ihre Argumente gegen die geplante Schließung des Platzes für den Verkehr vor. 2500 gesammelte Unterschriften beweisen aus ihrer Sicht, dass sie den Willen der Bürger vertreten. Nachdem es zwischenzeitlich auch emotional wurde, versuchten SPD und Grüne darzulegen, was man sich von den Plänen verspreche. Herbert Mikoteit (CDU)
betonte hingegen, seine Fraktion sei schon im Hauptausschuss dagegen gewesen.Eine Spur Verbitterung schwang bei der abendlichen Diskussionsrunde im Rathaus mit. Viele Gemeinderatsmitglieder und etwa 30 Gäste nutzten die offizielle Übergabe der 2500 in den Geschäften am Markt gesammelten Unterschriften, um noch einmal alle Argumente für und wider eine Sperrung vorzubringen. Vielen muss aber klar gewesen sein, dass der Planungsprozess schon soweit fortgeschritten ist, dass die Verabschiedung der sogenannten »Planungsvariante eins« des Stadtplanungsbüros plan.b im Gemeinderat am kommenden Mittwoch zu erwarten ist. Damit würde der Rat der Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses vom Oktober folgen.
»Mangelnde Beteiligung« war dann auch ein Vorwurf, der mehrmals zu hören war. Dem trat SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Godejohann entgegen, die sagte, man habe nie einen Hehl aus den seit Langem laufenden Planungen gemacht und das auch über die Zeitung kommuniziert. Eigentliches Kernproblem war aber der Streit darüber, wer denn nun den Bürgerwillen vertrete: Godejohann, Udo Bolte und die anderen Vertreter von SPD und Grünen nahmen für sich in Anspruch, lange darüber informiert zu haben, wie man vorgehen wolle und als Gemeinderat den Bürgerwillen zu vertreten.
Apothekerin Susanne Thron-Heye und weitere Marktanrainer hingegen argumentierten mit ihren Unterschriften. "2500 Unterschriften, also mehr als 12,5 Prozent unserer Bevölkerung", seien ein "sehr deutlicher" Beweis für die Position der Steinhagener, argumentierte Dieter Flöttmann, der selbst viele Jahre im Gemeinderat saß.
Auch Gerald Blome von der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld, der eigens angereist war, betonte, dass aus seiner Sicht als Stadtplaner die Schließung keinen Sinn mache.
Dazu kamen natürlich noch persönliche Eindrücke, wie der von Martina Keil, Geschäftsführerin des Bauträgers Sanssouci, die direkt am Markt einen altengerechten Neubau plant: "Mir ist noch niemand begegnet, der die Schließung für eine gute Idee hält."
Alle anwesenden Geschäftsinhaber am Markt waren sich darin einig, dass es für ihre Kunden unabdingbar sei, direkt vor dem Geschäft parken zu können. Besonders Carsten Junker vom PC-Geschäft Althaus und Junker betonte: "Ich kann von meinen Kunden nicht verlangen, dass sie ihren PC 100 Meter tragen müssen." Sollte sein Geschäft nicht mehr anfahrbar sein, werde er möglicherweise aus dem Zentrum wegziehen müssen. Das Argument, Kunden werden die Wege nicht in Kauf nehmen, nahmen viele andere Geschäftsinhaber auf.
Dieselbe Position vertrat Doris Meyer, die Geschäfte und Wohnungen am Markt vermietet: "Der Markt lebt von der Bequemlichkeit der Bürger." Und die Erschließung leide definitiv unter den Plänen. Insbesondere die Vorstellung der Ratsmitglieder, alle südöstlichen Grundstücke seien von der Parkplatzreihe an der Woerdener Straße aus noch zugänglich, sei aus Anwohnersicht nicht zutreffend.
Sabine Godejohann tat sich hingegen weiterhin schwer, die großen Einschränkungen überhaupt nachzuvollziehen. "Der Marktplatz bleibt befahrbar", sagte sie wiederholt, mit Bezug auf die Anfahrmöglichkeit aus Richtung des Rathauses. "Und auch Menschen mit Einschränkungen werden ihn noch erreichen können." Und auch die Öffnung von Fivizzano-Platz bis Eisdiele Bellagio wollte sie nicht mittragen.
CDU und FDP fanden ihre Position bestätigt (sie hatten gegen die Planungsvariante gestimmt) und CDU-Fraktionsvorsitzender Herbert Mikoteit betonte das mehr als ein Mal mit markigen Formulierungen: "Wir haben 42 Spielplätze, da müssen die Kinder nicht noch auf dem Marktplatz spielen."
Am Mittwoch steht im Gemeinderat die endgültige Abstimmung über das Verkehrskonzept im Ortskern an.