Anschließend gründete er eine Selbsthilfegruppe für verwaiste Eltern. Bis heute hat Gerrit Gerriets in ganz Nordrhein-Westfalen Gruppen mit aufgebaut, in denen Väter, Mütter und Geschwister Trost und Beratung finden. Kommenden Sonntag ist für sie alle ein besonderer Tag.
Denn jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember stellen Betroffene rund um die Welt um 19 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt. „Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben und dass sie nie vergessen werden”, erläutert Gerrit Gerriets die Aktion. Das Licht stehe auch für die Hoffnung, dass die Trauer das Leben der Angehörigen nicht für immer dunkel bleiben lässt.
Erste Selbsthilfegruppe in Steinhagen gegründet
Dazu tragen auch die Selbsthilfegruppen bei, die sich inzwischen zum Verband Verwaister Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland, kurz VEID, zusammengeschlossen haben. „Unsere Gruppe in Steinhagen war damals die erste in ganz NRW, inzwischen gibt es landesweit 90, auf Bundesebene sogar 500 Gruppen”, weiß Gerrit Gerriets. Landesweit hilft er beim Aufbau neuer Zusammenschlüsse.
„In einer Gruppe mit anderen Betroffenen ist es einfacher, Hilfe und verständnisvolle Gesprächspartner zu finden. Darum ist unser Angebot inzwischen auch als gesundheitsfördernde Arbeit anerkannt. Denn unsere Gruppen unterstützen die Eltern dabei, in den Alltag zurückzufinden. Hier erhalten sie Trost und bekommen ganz praktische Tipps, wenn es um die Erledigung von Formalitäten geht. Manche Eltern begleiten wir über einen Zeitraum von acht, zehn, manchmal zwölf Jahren”, berichtet Gerrit Gerriets, dessen Tochter 1988 an Meningitis, einer Hirnhautentzündung, verstorben ist.
„Damals brach für uns eine Welt zusammen. Nichts blieb mehr so, wie es einmal war. Das Leben wurde zur Achterbahn”, erinnert sich der Rentner. Die Schicksalsschläge der verwaisten Eltern sind unterschiedlich. Doch egal, ob durch Krankheit, Unfall, Suizid oder ein Gewaltverbrechen - zurück bleiben Eltern, die den schmerzlichen Verlust ihres Kindes verkraften müssen.
Jedes Jahr sterben allein in Deutschland 20 000 Kinder und junge Erwachsene, weltweit sind es um ein Vielfaches mehr. Am Weltgedenktag für verstorbene Kinder erinnern die leuchtenden Kerzen an sie. (Frank Jasper)
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