Von Frank Jasper
Steinhagen.
Es war eine Zeit des Umbruchs, als Martin Goldbeck 1996 zu den Gemeindewerken Steinhagen kam. Als Werksleiter und Geschäftsführer hat er das Unternehmen in den zurückliegenden fast 20 Jahren nachhaltig geprägt und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Am 28. Februar wird der 66-Jährige verabschiedet. Stefan Lütgemeier, bisheriger Prokurist bei den Gemeindewerken, übernimmt. Trotzdem wird Martin Goldbeck weiterhin die Gemeindewerke am Westernkamp ansteuern."Es ist noch keine Kreuzfahrt geplant", erklärt Martin Golbeck mit einem Lächeln und schiebt hinterher: "Das ein oder andere Projekt bei den Gemeindewerken werde ich weiter begleiten. Das ist von beiden Seiten so gewollt." Soll heißen: Er selbst steht noch immer unter Strom und hat Spaß am Gestalten, und bei den Gemeindewerken baut man auch weiterhin gerne auf seine Kompetenzen. Die hat Martin Goldbeck in seinem Job in ganz unterschiedlichen Sparten gesammelt und unter Beweis gestellt.
Goldbeck war der erste hauptamtliche Werksleiter der Steinhagener Gemeindewerke. Zuvor war der damalige Gemeindedirektor Werner Goldbeck - "wir sind nicht mitein-ander verwandt", wie der Gemeindewerke-Chef anmerkt - im Nebenamt für den Eigenbetrieb der Gemeinde Steinhagen zuständig. "Als Klaus Besser 1996 hauptamtlicher Bürgermeister von Steinhagen wurde, wollte er, dass das Wirtschaftsunternehmen Gemeindewerke von einem hauptamtlichen Werksleiter geführt wird", erinnert sich Martin Golbeck.
Goldbeck war zuvor bei der Wirtschaftsprüfungs- und -beratungsgesellschaft Wibera in Bielefeld beschäftigt und auf Versorgungsunternehmen spezialisiert. "Die Branche war mir also sehr vertraut", so der studierte BWLer. Als Vater von einer Tochter und einem Sohn kam ihm außerdem gelegen, künftig nicht mehr so viel unterwegs sein zu müssen.
Denn der Radius seines bisherigen Aufgabenbereichs als Wirtschaftsprüfer reichte von Juist bis ins Sauerland. "Bereits im Vorstellungsgespräch wurde mir signalisiert, dass die Gemeindewerke ihre Geschäftszweige erweitern wollten; das hat mich damals gereizt", erinnert sich der scheidende Werksleiter.
Bereits kurz nach seinem Antritt leitet Goldbeck 1997 die Übernahme der Gasversorgung ein, die zuvor in den Händen der Stadtwerke Bielefeld lag. Im selben Jahr lief der Vertrag mit der Deutschen Shell aus, die bislang das Heizwerk der Gemeinde Steinhagen betrieben hatte. Nun verkaufte die Gemeinde das Werk an ihre Gemeindewerke. Zwei Jahre später gehen auch das Hallenbad und das Waldbad in den Besitz der Gemeindewerke über. "Nach wenigen Jahren hatte sich der Eigenbetrieb also verdoppelt", skizziert Goldbeck die Entwicklung.
Inzwischen hatte er den Neubau der Gemeindewerke am Westernkamp bezogen. "Wir brauchten einfach mehr Platz, vor allem für die vielen Verwaltungsaufgaben, die ständig dazukamen", sagt Golbeck.
Mit der Liberalisierung des Strommarktes ab 1998 veränderte sich die Versorgungslandschaft grundlegend. Aus der Monopolversorgung wurde ein freier Marktzugang für Wettbewerber ermöglicht. Die Gemeindewerke reagierten mit organisatorischen Änderungen. Der Eigenbetrieb wurde 2004 in eine GmbH umgewandelt.
Anfang 2013 erhalten die Steinhagener Gemeindewerke den Zuschlag für die Konzession in Verl und gründen mit der Stadt Verl die Stadtwerke Verl GmbH. Die Geschäftsführung teilen sich fortan Martin Goldbeck und Winfried Egbringhoff.
Neue umweltschonende und erneuerbare Technologien hat der Geschäftsführer stets im Blick: eigene Photovoltaikanlagen, Beteiligungen an einem Windpark, Biogasanlagen, Wasserkraft und Elektromobilität - Martin Goldbeck leistet überall Pionierarbeit. Keine Frage: Der Werbeslogan der Steinhagener Gemeindewerke »Wir haben Energie!« gilt ganz gewiss auch für ihren scheidenden Geschäftsführer.