Steinhagen (BNO). So viele Muscheln auf einmal hat Steinhagen noch nie gesehen. An Rucksäcken oder an Halsbändern befestigt trugen gestern gut 90 Pilger dieses Zeichen, das untrennbar mit dem Jakobsweg verbunden ist.
Zum ersten Mal hatten die katholische und die evangelische Kirchengemeinde zum ökumenischen Pilgertag eingeladen. Auslöser war, dass der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vor zwei Jahren damit begonnen hat, dem Jakobsweg in der Region nachzuspüren. Startpunkt des hiesigen historischen Jakobsweges ist die Bielefelder Nicolaikirche. Durch den Teutoburger Wald führt er dann am Zweischlingen vorbei auf Steinhagener Gebiet, kreuzt die Dorfkirche, führt weiter nach Brockhagen und Harsewinkel.
Dass der Jakobsweg aktuell eine Renaissance feiert, kommt nicht von ungefähr. In einer Zeit, in der »schnell, schneller, am schnellsten« für viele Menschen das Lebensmotto zu sein scheint, sind genauso viele auf der Suche nach Entschleunigung und Spiritualität. "Es ist eine wirkliche Auszeit vom Alltag. Meine Erwartungen sind voll erfüllt worden", schilderte Sonja Klimm, die mit ihren Kindern Matthias und Sandra zum ersten Mal Pilgerluft schnupperte, ihre Eindrücke.
Mit der Resonanz auf den ersten ökumenischen Pilgertag waren Organisatoren sehr zufrieden. "Wir wären schon froh gewesen, wenn wir nur einen Bus voll bekommen hätten", meinte der katholische Gemeindereferent Simon Wolter mit einem Lächeln. "Besonders schön ist, dass heute viele neue Gesichter dabei sind, die wir sonst nicht in der Kirche sehen", ergänzte die evangelische Pfarrerin Petra Isringhausen. Mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen hatten Wolter und Isringhausen den gemeinsamen Pilgertag organisiert.
Die Pilger waren um 9 Uhr vom Dietrich-Bonhoeffer-Haus aus gestartet. Mit dem Bus fuhren die Teilnehmer zur Andacht in die Kapelle auf dem Jostberg, wo im Mittelalter Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela schliefen.
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