Und darin wird so manch eine Herrschaft aufs Korn genommen. Zwei Stunden lang klärt der Meister des deutschen Politikkabaretts die Besucher über das allzu kränkelnde politisch-wirtschaftliche Weltgeschehen auf. Dabei geht es nicht gerade zimperlich zu. Gleich zu Beginn steht der Bundespräsident im Fokus: „Wie hat Joachim Gauck noch getönt? Er will den aktiven Einsatz deutscher Soldaten im Ausland?” Damit kann Butzko gut leben. Aber nur dann, sagt er, wenn Gauck selbst vorne wegziehe. Die Kanzlerin bleibt selbstverständlich ebenso wenig verschont und bekommt ihr Fett weg. „Die Merkel hat sich selbst gemacht: von Kohls Mädchen zum Mädchen, das uns verkohlt”, sagt der kahlköpfige Gelsenkirchener.
Dann erklärt er dem staunenden Publikum die berühmte »Merkel-Raute«. „Was will sie uns denn damit sagen? Lasst die Finger von Sekundenkleber?” Doch die richtige Antwort folgt schon auf dem Fuße:„Die Spaßbremse aus der Regierung will uns mit dieser Geste nur zeigen, das ist das schwarze Loch. Und zwar der Eingang.” Der nächste Seitenhieb geht an die Banken. Als Kind habe er fürs Sparen Kugelschreiber, Lollis und Luftballons bei den Sparkassen geschenkt bekommen. „Heute bekommt man dort Euros, eine andere Art von Luftballons.” Und wenn er so auf seine Auszüge gucke, sehe er „den Geldraum in seinen unendlichen Pleiten”.
Schließlich gibt der Schlaumeier noch einen Geheimtipp obendrauf: „Um Ihr Geld sicher bei den Banken anzulegen, müssen Sie es nur rechtzeitig abheben.” Wirtschaftsthemen wie Europa und der Euro wurden ebenfalls weidlich ausgeschlachtet. „Was ist das Resultat, wenn der Euro scheitert? Ein Europa ohne Euro”, seufzt der Künstler mit beeindruckend authentischer Merkelstimme. Dann lacht er verschmitzt und erleichtert auf: „Ach ja, ich und auch einige von Ihnen kennen das ja noch.”
Klug, humorvoll und mit umwerfender Logik entwickelt Butzko Strategien. Was, wenn Leistung sich wirklich wieder lohnt. Und zwar für für alle. Wo soll dann all das Geld herkommen. „Das werden dann wohl die oberen zehn Prozent der Vermögenden an die unteren 70 Prozent der Arbeitenden abgeben müssen”, prognostiziert der Ruhrpottler augenzwinkernd. Das verdutzte Publikum muss sichtlich ackern, um ihm zu folgen, die Lacher kommen oftmals leicht zeitverzögert. So schnell kommen viele einfach nicht mit.
Ohne Autogrammstunde darf Butzko nicht gehen
Nach der Pause geht es politisch gemächlicher zu. Dann betritt nämlich HG. Butzkos Kunstfigur Chris di Motten, mit zotteliger Perücke und scheinbar zugedröhnt bis oben hin, die Bühne. Bei ihm geht es mit müdem Blick, aber wachem Verstand um existenzielle Fragen wie:„Ist eine Creme, die 20 Jahre jünger macht, für 19-Jährige lebensgefährlich?” Oder: „Wie kommt das »Betreten verboten«-Schild mitten auf den Rasen?”
Auch nach zwei Stunden haben die Zuschauer die Nase noch nicht voll von Butzkos Weisheiten. Er kann erst nach zwei Zugaben die Bühne verlassen. Aber nur, um Autogramme zu geben. Bereits vor zwei Jahren hatte Regina Howorek den erst vor Kurzem mit dem Kleinkunstpreis ausgezeichneten Künstler nach Steinhagen eingeladen. „Ich bin mehr als zufrieden. Es war für alle ein überaus unterhaltsamer Abend”, resümiert die Bibliotheksleiterin am Ende der Veranstaltung.
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