Als Aufbewahrungsmittel für Hochprozentiges ist die Plastik natürlich nicht gedacht. Rückblende: Im November vergangenen Jahres sorgt Steinhagens stellvertretender Bürgermeister Gerhard Goldbecker für Aufsehen, als er eine Kruke-Plastik aus dem Historischen Museum auf den Kreisverkehr an der Bahnhofstraße stellt, um seine Idee zu verdeutlichen. Die Aktion findet Beifall in der Bevölkerung und sorgt für einen Eklat im Rathaus. Denn die Aktion ist nicht abgesprochen. Weder mit der Politik noch mit dem zuständigen Landesstraßenbetrieb.
Inzwischen haben Behörden und Politik ihre Zustimmung gegeben. Gestern nun sind die ersten Kruke-Plastiken in der 280 Grad heißen Heizkammer gebrannt worden. 24 Minuten ist darin ein spezielles Granulat geschmolzen und in einem Rotationsverfahren an die Wand der Negativform gedrückt worden. Auf diese Weise stellt Rokuplast normalerweise Kunststoffcontainer oder Geräte für den Sport- und Freizeitbereich her. „Eine Steinhäger-Flasche ist für uns auch etwas Besonderes”, sagt Rokuplast-Geschäftsführer Sergej Netzel.
Eine echte Herausforderung für ihn und sein Team ist die Nachbildung der möglichst originalgetreuen Farbe der typischen Steinhäger-Kruke. Dabei kommt es auf die Zusammensetzung des verwendeten Granulats an. „Die Kruken haben einen ungleichmäßigen Farbton mit leichtem Glanzeffekt”, beschreibt Rainer Scharmann die Außenfläche. Der Vorstand von der Annette-Schlichte-Steinhäger-Stiftung hat die Herstellung der Kruken überhaupt erst ermöglicht. 250 Euro kostet ein Exemplar. Das eigentlich Teure ist mit 15 000 Euro die Negativform, in der das Granulat gefüllt und dann im Rotationsverfahren erhitzt wird.
Zusammen mit dem Steinhagener Architekten Jürgen Brakhage machen sich die Beteiligten jetzt Gedanken über die Art der Beleuchtung, damit die Flasche im Kreisverkehr gut zur Geltung kommt. „Wir möchten sie gleichmäßig von allen Seiten beleuchten, müssen aber darauf achten, dass Autofahrer nicht geblendet werden”, erklärt Brakhage. Die Kosten dafür will das Fachgeschäft Elektro Sötebier übernehmen.
Verziert wird die Flasche mit dem Steinhagen-Wappen, das Grafik-Designerin Astrid Lonnemann herstellt. Es wird als Folie auf die Flasche geklebt. Der Verschluss wird noch schwarz eingefärbt. Weitere Flaschen sollen auf dem Parkplatz zwischen Aldi und Lidl und vor dem Brennereigebäude an der Brockhagener Straße aufgestellt werden.
Bis es so weit ist und die erste Kruke endlich steht, ist noch Geduld gefragt. „Es wäre schön, wenn es zum Heidefest am ersten Septemberwochenende klappt”, wagt Gerhard Goldbecker eine Prognose.
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