Höhenangst kennt der Steinhagener nicht. „Da oben im Baum, das ist einfach ein gutes Gefühl”, erklärt er auf die Frage, was ihn am beruflichen Baumklettern reizt. Auch in seiner Freizeit geht der Steinhagener gerne mal in Kletterparks oder erklimmt im Urlaub Klippen.
Für seinen Arbeitgeber Martin Knabe vom gleichnamigen Landschaftsbaubetrieb die perfekte Voraussetzung: „Diesen Job will und kann nicht jeder machen.” Deshalb freute sich Knabe, als er vor etwas über einem Jahr seinen Auszubildenden Jonathan Brosch und seinen Angestellten Dorian Kay überzeugen konnte, die Zusatzausbildung zu absolvieren. Man brauche schon Begeisterung für diese Tätigkeit, so Martin Knabe. Die brachten Jonathan Brosch und Dorian Kay mit. Im Mai vergangenen Jahres ging es für die beiden für eine Woche in die Nähe von Warendorf. Dort absolvierten sie ihre Ausbildung mit viel praktischer Erfahrung im angeschlossenen Kletterpark. Die beiden lernten, wie man sich im Notfall aus Baumkronen rettet und wie sie sich richtig bewegen müssen, um hochzukommen. Aber am Ende war klar: „Nur Übung macht den Meister.”
Und davon haben Jonathan Brosch und Dorian Kay nun schon eine Menge sammeln können. Bis zu 30 Meter hoch sind die beiden Steinhagener schon geklettert. Höhenangst kennen sie nicht. „Das macht doch Spaß,” sagt Jonathan Brosch lachend.
Und wenn die beiden jungen Männer - gearbeitet wird immer nur zu zweit - in der Krone angekommen sind, dann geht es daran, morsche Äste rauszuschneiden oder den Baum Stück für Stück zu fällen. Zurzeit muss Jonathan Brosch dies aber noch ohne Motorsäge machen, denn um die in luftiger Höhe führen zu dürfen, ist eine zweite Fortbildung notwendig. „Ich würde den Schein zum Führen von Motorsägen in Bäumen schon gerne machen”, betont Brosch mit einem Seitenblick zum Chef. Aber zuerst muss der Steinhagener 300 Stunden »am Seil« verbracht haben - und da fehlen noch ein paar.
Außerdem beschäftigt Martin Knabe den jungen Mann ja auch nicht nur für die Arbeit im Baum, sondern hauptsächlich als Garten- und Landschaftsbauer. Diesen Titel darf Jonathan Brosch seit einer Woche tragen, da nämlich hat er die letzten Prüfungen mit Erfolg abgeschlossen und seine Ausbildung beendet. Chef Martin Knabe gratulierte ihm gleich mit einer Festanstellung. Nur Zeit für ein »Willkommensgrillen« mit den Kollegen war noch nicht, denn die Auftragsbücher sind voll und die zehn Mitarbeiter des Landschaftsbauers haben allerhand zu tun. „Aber das holen wir noch nach”, verspricht Martin Knabe. Erst einmal ist er froh, dass sein Auszubildender - Jonathan Brosch war der erste Azubi, den Knabe 2011 nahm - in Theorie und Praxis überzeugen konnte. Noten gibt es zwar erst im September, aber dass er bestanden hat, erfuhr Brosch gleich nach der letzten Prüfung.
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